Donnerstag, 11. Dezember 2014

Artemisinin – Malariawirkstoff gegen Krebs?

Artemisinin - Malariawirkstoff gegen Krebs?

Artemisinin – Malariawirkstoff gegen Krebs?

Vortrag des Pharmazeuten Prof. Dr. Thomas Efferth am 24. Januar an der Freien Universität

Nr. 025/2014 vom 23.01.2014
Der Pharmazeut Prof. Dr. Thomas Efferth von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz hält am Freitag, dem 24. Januar 2014, an der Freien Universität Berlin einen Vortrag über die Erforschung der Einsatzmöglichkeiten des pflanzlichen Wirkstoffs Artemisinin in der Krebsbekämpfung. Die Derivate von Artemisinin gelten als die derzeit besten Medikamente zur Bekämpfung der Malaria. Artesunate, eines dieser Derivate, ist aber offenbar auch wirksam gegen eine Reihe von Krebsarten. Im Jahr 2008 gelang es Thomas Efferth, Leiter der Abteilung für Pharmazeutische Biologie am Institut für Pharmazie und Biochemie der Universität Mainz, den Wirkmechanismus nachzuweisen: Er konnte an Brustkrebszellen zeigen, dass membrangebundene Zellorganellen – die sogenannten Lysosomen – und das dort vorhandene reaktive Eisen eine zentrale Rolle beim Zelltod der Krebszellen spielen, wenn dieser durch Artesunat ausgelöst wird. In seinem Vortrag wird Thomas Efferth einen Überblick über die Forschungsarbeiten geben und erläutern, warum Artesunate bislang kein breitgenutztes Krebsmedikament ist. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.
Thomas Efferth ist ein Pionier der Artesunate-Krebs-Forschung und arbeitet seit mehr als zehn Jahren auf diesem Gebiet. Das Artemisinin-Derivat Artesunate löst nach seiner Einschätzung die Selbstzerstörung von Krebszellen aus. Artesunate als Krebsmedikament wird auch von anderen Forschern untersucht, es gibt dazu mittlerweile mehr als 300 Veröffentlichungen.
Dem Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung und Professor der Freien Universität Berlin, Peter Seeberger, gelang es 2011, Artemisinin mit einem einfachen, photochemischen Reaktor aus dem Abfall der bisherigen Produktion herzustellen. Durch seine Erfindung kann der Anteil des aus einer Pflanze gewonnen Wirkstoffes um mehr als die Hälfte erhöht werden. Kombiniert mit anderen Maßnahmen, könnte die Ausbeute von Artemisinin aus den Pflanzen vervielfacht werden.
Zeit und Ort
  • Freie Universität Berlin, Institut für Chemie und Biochemie, Hörsaal, Arnimallee 22, 14195 Berlin, U-Bhf. Dahlem-Dorf (U3)
  • Freitag, 24. Januar 2014, 11.00 Uhr
 

Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung | Malaria-medications

Malaria-(*und Krebs-)Medikamente aus Abfall

Forschungserfolg durch Zusammenarbeit von Chemikern und Ingenieuren aus Berlin, Potsdam und Magdeburg

10. September 2014
<p>Vom Abfall zum Malariamedikament - Prof. Peter H. Seeberger (links) und Dr. Kerry Gilmore vor ihrer Entwicklung - ein Photoreaktor, der kontinuierlich aus Abfall Artesunat und drei andere Medikamente produzieren kann.</p>
Vom Abfall zum Malariamedikament - Prof. Peter H. Seeberger (links) und Dr. Kerry Gilmore vor ihrer Entwicklung - ein ... [mehr]
Die derzeit besten Medikamente gegen Malaria können jetzt direkt aus dem Pflanzenabfall der bisherigen Produktion in einem Schritt hergestellt werden. Einem Team von Prof. Dr. Peter H. Seeberger, Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam und Professor an der Freien Universität Berlin, gelang es in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Andreas Seidel-Morgenstern und Kollegen des Max-Planck-Institutes für Dynamik komplexer technischer Systeme, sämtliche Verfahrensschritte zur Produktion der Medikamente, inklusive der Aufreinigung, erstmals kontinuierlich durchzuführen. Mit der neuen Methode kann jetzt die komplette Medikamentenherstellung direkt im Durchflussreaktor an einem einzigen Ort stattfinden. Die dabei erreichte Reinheit der Medikamente erfüllt die Anforderungen der Zulassungsbehörden. Einen photochemischen Durchflussreaktor zur Produktion von Artemisinin hatten die Wissenschaftler in Berlin bereits vor zwei Jahren entwickelt.

* vom Admin dieser Seite ergänzt







Rezept für neue Medikamente


...Wie in den Industriestaaten sind auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern Brust- und Gebärmutterhalskrebs die häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. In den Industrieländern gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten und Medikamente. In Afrika dagegen bedeuten sie ein sicheres Todesurteil. Nach einer Diagnose, wenn es sie denn gibt, leben die Kranken im Durchschnitt noch etwa vier Monate – ohne jede Behandlung. Die Krebsmedikamente der Industriestaaten können sich nur die wenigsten Patienten in den afrikanischen Ländern leisten.
Ähnliches gilt für China und Vietnam, wo die Menschen aufgrund verbesserter Lebensbedingungen und Gesundheitsversorgung immer älter werden und dadurch die Anzahl der Krebserkrankungen stark ansteigt. Auch in diesem Fall reguliert der Markt die Menge der Pharmazeutika. Da sich so gut wie niemand die teuren Arzneien der Industrieländer leisten kann und es auch keine Krankenkassen gibt, werden dort kaum Krebsmedikamente angeboten.
Die Vorstellung, der Markt regele alles, ist also gleichzeitig richtig und falsch. Der Markt ist tatsächlich das Regulativ, aber diese Art der Regelung ist aus einer übergeordneten systemischen Sicht nicht immer sinnvoll. In den Entwicklungs- und Schwellenländern wäre eine Minimalversorgung mit Krebsmedikamenten äußerst sinnvoll, aber dazu müsste es neue, extrem billige Krebsmedikamente geben. Und die werden von den Pharmafirmen der Industrieländer nicht erforscht, weil billige Medikamente keine hohen Profitmargen haben.

Malariamedikamente, die aus dem aus einer Pflanze extrahierten Wirkstoff Artemisinin hergestellt werden, wirken auch gegen Krebs. Eine Artemisininbehandlung gegen Malaria kostet etwa einen Euro. Klinische Studien zeigen seit mehr als zehn Jahren, dass Artemisinin gegen viele Krebsarten ähnlich wirksam ist wie heutige Krebsmedikamente.

Aber kein pharmazeutisches Unternehmen macht sich an die Zulassung von Artemisininderivaten als Krebsmittel, weil der Hersteller die hohen Kosten für die klinischen Zulassungsphasen zu tragen hätte, letztlich aber kein wirksames Patent anmelden könnte. Denn der Wirkstoff ist bereits als Malariamedikament zugelassen.
So behindert die marktwirtschaftliche Logik die Erforschung und Zulassung eines massentauglichen Krebsmedikaments für Afrika, Asien – und letztlich auch für die Industriestaaten.

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